Probleme in der Lammzeit

von Anke Mückenheim

Mangelnde Mütterlichkeit, Mutter-Lamm-Bindung klappt nicht, Mutter lässt nicht saugen – dies sind die häufigsten Probleme während der Lammzeit. Was kann man dagegen tun und wie kann man diesen Problemen vorbeugen?

Grund für mangelnde Mütterlichkeit / schlechte Mutter-Lamm-Bindung kann insbesondere bei spätreifen Rassen wie der Skudde eine zu frühe Anpaarung sein. Dies kann dazu führen, dass das junge Mutterschaf psychisch noch nicht in der Lage ist, ein oder gar mehrere Lämmer fürsorglich aufzuziehen. Gerade bei Mehrlingsgeburten müssen die Mutterschafe in der Prägungsphase den Überblick über ihre Lämmer behalten. Für eine enge Mutter-Lamm-Bindung wäre es am besten, Mutterschafe möglichst bereits vor der Geburt in eine trockene und saubere Ablammbucht zu bringen. Jedoch gelingt dies nicht immer und insbesondere bei kleineren Hobbyhaltungen im Freiland ist das Aufstallen generell schwierig. Erstlingsmütter und Mutterschafe mit Zwillingen oder gar Drillingen sollten aber für eine gute Mutter-Lamm-Bindung wenigstens unmittelbar nach der Geburt für zwei bis drei Tage in der Einzelbucht bleiben.

Bei größeren Herden tritt bisweilen auch das Problem auf, dass gerade Mutterschafe mit guten Muttereigenschaften eines ihrer Zwillingslämmer nicht (mehr) annehmen, weil es sich kurz nach der Geburt zu weit von der Mutter entfernt hat, während diese mit dem anderen Lamm beschäftigt war. Flaschenlämmer sind hier vorprogrammiert. Mutterschafe ohne guten Mutterinstinkt sollten auf jeden Fall ausselektiert werden. Eher bei Pommern als bei Skudden kann es bisweilen helfen, das Mutterschaf zu fixieren und das Lamm anzusetzen. Lässt das Mutterschaf das Lamm nicht saugen, muss auch das Euter überprüft werden.

Kolostrummangel

Da der Immunglobulingehalt in der Biestmilch schnell absinkt und die Immunstoffe im Darm der Lämmer schon nach wenigen Stunden schlechter absorbiert werden können, sollten Lämmer innerhalb der ersten 4 Lebensstunden Biestmilch aufnehmen. Lämmer können sehr schnell auskühlen, wenn sie Wind und Kälte ausgesetzt sind. Zur Aufrechterhaltung der Wärmeproduktion wird dann ein Vorrat an braunem Fettgewebe genutzt. Dies reicht aber nur 18 Stunden. Gleichzeitig wird Blutzucker verbraucht und die Sauglust sinkt. Auch für die Wärmeproduktion ist die rechtzeitige und ausreichende Aufnahme der Biestmilch lebensnotwendig. Bei Biestmilchmangel kann man Biestmilch von einem anderen frisch abgelammten Schaf abmelken und tränken oder tiefgefrorene Biestmilchreserven einsetzen. Auch Biestmilch von Kühen kann verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Biestmilchersatzpulver, das mit Wasser angerührt wird.

Gleich nach der Geburt des Lammes sollte man das Euter der Mutter kontrollieren und anmelken. Manchmal befinden sich Propfen in den Strichkanälen und die Lämmer sind zu schwach, um ihn durch saugen selbst zu entfernen. Stellt man jedoch fest, dass keine Milch kommt oder sich die Euterhälften warm anfühlen, so liegt der Verdacht einer Mastitis (Euterentzündung) nahe. In leichten Fällen hilft Euterbalsam auf Minzbasis oder der Tierarzt, der gegebenenfalls ein Antibiotikum spritzt. In schwer­wiegenderen Fällen sollten die Lämmer mit der Flasche aufgezogen werden.

Milchmangel

Bei Milchmangel kann man versuchen, durch Kraftfutter die Milchleistung der Mutter zu steigern (aber immer dran denken: Schafe sind Wiederkäuer und brauchen ausreichend Struktur/Rohfaser in Form von Heu oder älterem Gras in der Gesamtration). Wenn dies nicht gelingt, ist eine Ersatztränke notwendig. Der Milchaustauscher wird bei einer Temperatur von 40 bis 43 Grad Celsius angerührt. Am besten eignet sich hierfür eine Schüssel aus Aluminium, da sich diese mit erwärmt und die Milch nicht so schnell auskühlt. Als Tränkeflaschen eignen sich Glasflaschen, da sie sich beim Trinken nicht zusammenziehen (für kleine Tränkemengen 0,33 l Flaschen und ab einer Menge von 400 ml eine 0,5 l Flasche). Beim Schäfereibedarf bekommt man die passenden Gummisauger, die einfach über die Flaschenöffnung gezogen werden. Im Handel gibt es auch spezielle Tränkeflaschen für die Lämmeraufzucht; diese sind jedoch teurer (5 € für die Plexiglasflasche, Nuckel ca. 1,50 €) und weisen keine besonderen Vorteile auf, so dass man ohne Bedenken die günstigere Variante wählen kann. Die Glasflasche wird vor der Benutzung warm ausgespült, damit die Milch nicht auskühlt.

Beim Tränken ist darauf zu achten, dass man die Flasche nicht zu steil hält, sonst besteht die Gefahr, dass die Milch in die Lunge gelangt und es droht Erstickungsgefahr.

Eine Alternative zum Tränken mit der Flasche ist die sogenannte Lämmerbar, ein Eimer mit mehreren Nuckeln. Hiermit kann man mehrere Tiere auf einmal tränken und spart somit Zeit. Der Nachteil einer solchen Bar ist jedoch, dass man keine Kontrolle darüber hat, wie viel Milch die einzelnen Tiere zu sich nehmen. Eine Alternative bei mehreren Lämmern ist zum Beispiel die nebenstehende Eigenbauvariante aus Palettenholz, in die bis zu 4 Flaschen gleichzeitig eingeklemmt werden können.

Nach dem Tränken müssen alle Tränkeutensilien wieder gründlich gereinigt werden. Zuerst mit kaltem Wasser, um den gröbsten Schmutz zu entfernen und um zu verhindern, dass das Milcheiweiß denaturiert und sich absetzt. Anschließend werden die Schüsseln und die Flasche mit einer Bürste und warmem Wasser gesäubert. Ab der zweiten Lebenswoche kann Trockenfutter in Form von gutem Heu und Kraftfutter zur Entwicklung des Vormagensystems angeboten werden.

Beispiel für einen Tränkeplan für Lämmer

(für Skuddenlämmer kann man, je nach Geburtsgewicht, die Mengenangaben je Tag/Mahlzeit ungefähr halbieren)

Alter in Tagen Tränkerhythmus ml/Tag (ml/Mahlzeit)
1. Tag 6x Abstand 2 h 300 (50)
2+3. Tag 5x Abstand 3 h 350 (70)
4.+5. Tag 3x Abstand 4 h 360 (120)
6.- 10. Tag 3x Abstand 4h 600 (200)
11.- 21. Tag 2x Abstand 2 h 1000 (500)
22.-56. Tag 2x Abstand 12 h 1000-1500 (500–750)

Die tatsächlich verabreichte Menge hängt immer auch vom Gewicht und der Entwicklung des Lammes ab. Insbesondere bei kleinen oder schwachen Lämmern (z.B. Drillinge) kann es sinnvoll sein, über einen längeren Zeitraum bei der dreimal täglichen Tränke zu bleiben – allerdings ist die Arbeitsbelastung dadurch entsprechend höher. Generell sind die Mengenangaben nur ein Anhaltspunkt und die Tränkemenge sollte immer langsam, über mehrere Mahlzeiten, und nicht sprunghaft gesteigert werden.

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