Herdbuch-
aufnahme

von Luise Pachaly

Im Herbst des Jahres stehen bei den aktiven Skudden- und Pommernzüchtern unseres Verbandes regelmäßig die Herdbuchaufnahmen an – zumindest ist das die beste Jahreszeit dafür.

Dann nämlich ist beim weiblichen Nachwuchs des Vorjahres das erste „Erwachsenen-Vlies“ soweit aufgewachsen, dass es gut zu bewerten ist, und im Idealfall ist man noch kurz vor der Entscheidung, welche Zutreter zum Decken kommen. Das Exterieur könnte zwar auch schon im ersten Lebensjahr beurteilt werden – zumindest sieht man Fehler wie Mängel im Fundament (X- oder O…), eine Fehlstellung der Zähne oder den befürchteten zu langen Schwanz bei Skudden deutlich früher – doch unsere Schafe sind mit 8 oder 10 Monaten noch sehr klein und bei Weitem nicht ausgewachsen. Der ZV-SP nimmt daher Skudden und Pommern generell erst im 2. Lebensjahr in das Herdbuch auf.

Außer der rechtzeitigen Terminvereinbarung kann der Züchter viel dazu beitragen, dass der Herden­besuch zügig und stressarm für Schafe und Menschen ablauft. So sollte/muss der Züchter:

  • wissen, welche Tiere zu bewerten sind, und diese bereits vor Ankunft des Zuchtwarts sortiert und gepfercht oder im Stall abgetrennt haben, wenn sich die Tiere nicht wirklich problemlos und innerhalb von 2 Minuten einfangen lassen, obwohl ein Fremder = Zuchtwart daneben steht,
  • die Tiere bei Niederschlägen oder feuchtem Wetter schon ½ Tag vor dem Zuchtwart­besuch unter Dach stellen, damit das Vlies einigermaßen trocken ist,
  • alle Tiere ordnungsgemäß gekennzeichnet haben,
  • Aufschriebe und Unterlagen wie Deckregister, Ablammmeldung, Stallbücher und sonstige Hand­aufzeichnungen bereit halten und,
  • wenn der Züchter einen Zugang zum OVICAP hat,
    – die „Herdbuchaufnahmeliste“ für den jeweiligen Jahrgang ausgedruckt haben und
    – die „Bestandsliste einzeilig“ vorab auf Richtigkeit geprüft oder ebenfalls ausgedruckt haben.

Bei Züchtern, die noch keinen Zugang zum OVICAP haben, müssen die Unterlagen aus dem OVICAP vorab von der Herdbuchführung ausgedruckt werden – d.h., es sind ein paar Tage mehr Vorlauf nötig.

Züchter, die selbst im OVICAP aktiv sind, sollten ihren Tierbestand korrekt eingepflegt haben. Hierzu gehört neben den Ablammlisten auch, dass das Deckregister bzw. die Deckgruppen rechtzeitig eingegeben sind, Tiere abgemeldet werden (beim Verlassen in einen anderen Betrieb) oder als Abgang gemeldet werden (bei verendeten oder geschlachteten Tieren). Wer sich das Abmelden von Tieren im OVICAP selbst nicht traut, darf dies der Herdbuchführung sonst auch weiterhin per Mail mitteilen. Auch Lämmer, die vor dem 42. Tag verenden, müssen der Herdbuchführung (per Mail/schriftlich oder im Zuge der Ablammmeldung) mitgeteilt werden. Der Zugang von Tieren (Zukauf) muss dagegen immer von der Herdbuchführung eingegeben werden, so dass die Meldung per Mail bzw. schriftlich erfolgen muss.

Bitte beachten Sie hierbei auf jeden Fall die Fristen, die sich aus der neuen Zuchtbuchordnung ergeben. Daraus ergibt sich: die Daten müssen der Herdbuchführung binnen 6 bzw. 8 Wochen nach der Tier­bewegung bzw. dem Decken oder dem Ende der Ablammsaison gemeldet werden! Der Züchter kann die Daten entweder fristgerecht selbst im OVICAP eingegeben werden, oder es müssen die Aufzeichnungen (z.B. beim Deckregister oder bei Zu-/Abgang von Tieren) an die Herdbuchführung geschickt werden!

Die eigentliche Bewertung der Tiere beginnt mit der Kontrolle der Ohrmarke – hier erlebt man leider immer wieder merkwürdige Kuriositäten… Danach werden Exterieur und Wolle des Tieres beurteilt – im Prinzip so, wie bei den Böcken an der Körung. Auch bei den weiblichen Tieren wäre es wünschenswert, den Gang in freier Bewegung sehen zu können, aber das ist so gut wie nie der Fall; wer übt schon vorab mit den Zibben das Laufen am Strick? Daher werden meist nur grobe Fehlstellungen (deutlich) abgewertet, das Fundament ansonsten fließt eher als „vorhanden“ in die Note ein, und es kommt mehr auf den Gesamteindruck, auf Zähne, Klauen und bei Skudden natürlich auf den Schwanz an.

Für Wolle und Exterieur gibt es am Ende jeweils nur eine einzige Note – aber aus den Bemerkungen des Zuchtwarts kann der Züchter viel für seine Zuchtauswahl mitnehmen und sollte sich dies auch notieren. So kann z.B. eine 7 in der Wolle im einen Fall als „gute 7“ die perfekte Mischung an Fasern, aber wenig Bauchwolle und insgesamt wenig Wollmasse bedeuten, oder aber als „schlechte 7“ eine Skudde sein, die zwar viel Wolle und ein optisch ansprechendes Vlies hat, in dem aber bei näherem Hinsehen kaum Kurzhaare zu finden sind. Je nach Zuchtbock und den anderen Zibben passt die eine oder die andere 7 besser in den Bestand, bzw. lässt bei gegebenem Zuchtbock die schöneren und insgesamt besser passenden Nachkommen erwarten. Ebenso kann der Zuchtwart bei der Vorauswahl der Lämmer des aktuellen Jahrgangs behilflich sein – fremde Augen sehen die eigenen Schafe oft aus ganz anderer Perspektive…

Mit Blick auf die aktuellen Bestandszahlen im OVICAP (z.B. auch für die Zuchtwertschätzung) wäre es ideal, wenn die Herdbuchaufnahmen bis Ende November oder Anfang Dezember erledigt sind. Dann können die Ergeb­nisse und evtl. andere Korrekturen im Bestand noch rechtzeitig vor Jahresschluss in das Programm eingepflegt werden. Darum noch einmal die herzliche Bitte an alle Züchter: führen Sie Buch über Ihre Tiere, erfassen und melden Sie die Daten fristgerecht, kümmern Sie sich rechtzeitig um den Zuchtwartbesuch und bereiten Sie diesen gut vor. Um so leichter haben es der Zuchtwart und die Herdbuchführung – die beste Gewähr dafür, dass die Daten Ihres Betrieben im OVICAP korrekt sind!

Fragen zum OVICAP sowie allgemein zur Herdbuchführung richten Sie bitte an:
Anke Mückenheim · 04355-989380 · 0152-28896343